Von Erdlicht beschienener Mond bei besonders dünner Sichel

Bild 9818

© Helmut Schnieder

Bild 9775

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Bild 9793

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Bild 9747

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Bild 9865

© Helmut Schnieder

Liebe Sternenfreundinnen, liebe Sternenfreunde,

eine flächendeckende Monsunbewölkung über dem Indischen Ozean versprach für Montagmorgen ein intensives Erdlicht auf der Schattenseite des Mondes. Ich hatte deshalb schon am Sonntag zahlreiche Wetterdienste studiert, um Auskunft zur Himmelsqualität vor Ort und über dem Indischen Ozean für Montag 5:00 Uhr zu erfahren. Ich wünschte mir, ein Erdlicht bei besonders dünner Mondsichel fotografieren zu können. Nur 5,1 % der Mondscheibe waren zu dieser Zeit von direktem Sonnenlicht erhellt.Daneben lagen 94,9 % Mondscheibenoberfläche im Schattenbereich. Auf den Bildern 9818 und 9775 ist hier trotzdem die Landschaft des Mondes in aschgrauer Farbe erkennbar.

Warum können auf der Schattenseite des Mondes überhaupt Landschaftsformen erkannt werden? Eigentlich müsste dieser Bereich so dunkel wie das Weltall wirken, aber genau hier zeigt sich das Erdlicht. Besonders kann man die Wirkung des Erdlichts auf Bild 9818 sehen.

Sonnenlicht über Südostasien, das von Monsunwolken wieder in den Weltraum reflektiert wird, gelangt auf indirektem Wege ins Weltall und dabei auch zur Schattenseite des Mondes und macht dabei Mondlandschaften sichtbar.

Weiterhin sind auf den Bildern drei Sterne vom Sternbild Löwe erkennbar. Beim hellsten von ihnen handelt sich um Regulus.

Zur Aufnahmezeit befand sich eine feststehende Wolkenbank am Osthimmel. Der aufgehende Mond bewegte sich dahinter. Immer wenn er durch Wolkenlücken blinzelte, versuchte ich ihn mit passenden Belichtungszeiten zu fotografieren. Die von Erdlicht beschienene Mondlandschaft verlangt leistungsstarke Kamerasensoren, denn nur diese vermögen die wenigen Photonen einzusammeln und elektronisch zu verstärken, wenn sie von der Schattenseite wieder zur Erde reflektiert werden.

Leider konnte ich den Mond bis zum Sonnenaufgang nie wolkenfrei fotografieren, deshalb fehlt der Mondlandschaft auch etwas Kontrast.

Die Bilder 9793 und 9747 sind durch Unterbelichtung entstanden, damit werden Mondkrater auf der dünnen Sichel sichtbar.

Bild 9865 ist während der Astronomischen Dämmerung entstanden. Die blaue Himmelsfarbe entsteht in diesem Dämmerungsabschnitt durch Lichtstreuung an Ozonmolekülen.

Erdlicht ist keine Selbstverständlichkeit, denn am 27.9.24 konnte ich zum Beispiel trotz klarem Himmel - wegen fehlender Monsunwolken - keine Landschaften auf der Schattenseite erkennen.

Viel Freude beim Betrachten der Bilder wünscht Euch

Helmut

 

Technische Angaben zur Fotografie

Sicherlich werdet Ihr Euch gefragt haben, mit welcher Ausrüstung die Bilder vom Sichelmond und dem Erdschein entstanden sind.  Alle Aufnahmen sind mit dem 400mm F 2,8 plus 1,4 X Konverter an einer Sony 7 R V entstanden. Eine Montierung zur Nachführung habe ich nicht verwendet. Mit Hilfe von Photoshop wurden später beträchtliche Vergrößerungen vom Original vorgenommen.

Meine Endbrennweite war damit 560 mm. Dieser Wert ist für einige Berechnungen wichtig.

1. Damit beträgt die Größe des Mondes 5,6 mm bei meinem verwendeten Aufnahmeformat von 24 x 36 mm. Für CANON APSC wird die Größe des Mondes noch einmal mit dem Faktor 1,6 und bei NIKON APSC, SONY APSC, FUJI APSC mit 1,5 multipliziert.

2. Um scharfe Astro-Aufnahmen trotz Erdrotation zu bekommen, gilt folgende Formel für Vollformataufnahmen: Das Ergebnis von Brennweite X Verschlußzeit darf nicht größer als 500 sein. Besser ist ein Wert von 150 oder 250. Meine Erlichtaufnahmen sind mit 0,4 Sekunden X 560mm gleich 224 entstanden.

Das Licht des Sichelmondes war am Aufnahmetag 150-mal stärker als die vom Erdlicht erhellten Schattenseite. Ich wählte für die Erdlichtaufnahmen Blende 4, Verschlußzeit: 0,4 Sekunden, ISO 4000. Wegen der vielen Windböen hatte ich mein Auto so geparkt, dass es mir Windschatten geben konnte. Alle Bilder sind per Funkauslöser entstanden, um Erschütterungen zu vermeiden. Ohne Funkauslöser würde ich für den Kameraselbstauslöser eine Vorlaufzeit von zehn Sekunden wählen. Ein stabiles Stativ verwenden und bei Wind noch ein zweites Stativ für die Kameraabstützung einsetzen.

Wenn der Mond während der Aufnahme genau in der Bildmitte steht, können grüne Lichtreflexe im Bild entstehen, deshalb sollte der Mond immer seitlich im Bild stehen.

Clear Skies wünscht Euch Helmut